Rundbrief Oktober 2016:  „Wir leben in Verhältnissen, um die uns die Welt beneidet,“

 sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert kürzlich: Wir verzeichnen den höchsten Beschäftigungsstand seit Jahren. Die Arbeitslosigkeit ist aktuell auf dem niedrigsten Stand seit der sog. Wiedervereinigung.  „Uns geht es gut“, wird uns Deutschen gesagt, und die meisten glauben es auch. Wer herangewachsene Kinder hat, kann daran schon mal zweifeln. Nur wenige der nachwachsenden Generation haben die Sicherheit von Arbeitsverträgen, die vor 20 Jahren für die meisten noch selbstverständlich war.

 In der „alten BRD“ war sozialer Aufstieg selbstverständlich.

 Aus dem Käfer wurde ein Audi, aus Arbeiterkindern Akademiker. Bis Anfang der neunziger Jahre stiegen die Realeinkommen kontinuierlich. Das sogenannte »Normalarbeitsverhältnis« (die unbefristete Arbeitsstelle mit Kündigungsschutz, die ein hohes Maß an sozialer Sicherheit gewährt) war die Regel. Fast achtzig Prozent der Beschäftigten unterlagen einem Tarifvertrag. Leiharbeit blieb bis 1972 gänzlich verboten und wurde danach streng reguliert. Jeder Bürger hatte ein Anrecht auf soziale Mindestsicherung (z. ‌B. bei Krankheit, Arbeitslosigkeit, Armut und Alter) und ein Anrecht auf soziale Teilhabe im Bildungs- und Gesundheitssystem. Die Einkommen wuchsen parallel zur gestiegenen Arbeitsproduktivität. D.h. in dieser Zeit wurden die Reichen auch reicher, aber die Einkommen der Beschäftigten wuchsen parallel – ihr Anteil am gesamtwirtschaftlichen „Kuchen“ blieb in etwa gleich.

Die Grundlage dieser sozialen Marktwirtschaft war ein kontinuierlich hohes Wirtschaftswachstum und das Verständnis, das steigende Löhne und Soziallleistungen die Wirtschaft in Gang halten. Die steigende Nachfrage nach Massenkonsum garantierte den Absatz der florierenden Massenproduktion.

 Kündigung der Vereinbarung über die soziale Marktwirtschaft

 Als sich seit Mitte der 70er Jahre das Wirtschaftswachstum unmerklich verlangsamte und auch die durchschnittlichen Profitraten sanken, kündigten nach und nach immer mehr Kapitaleigner und ihre Ideologen die Vereinbarung des sozialen Ausgleichs. Eine Deregulierung der Finanz- und Arbeitsmärkte, die Transformation sozialer Rechte in reduzierte Leistungen, die an Pflichterfüllung geknüpft sind, und die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen (ein schlanker, teilprivatisierter Staat) sollten wieder sprudelnde Gewinne der Reichen ermöglichen. In dieser Zeit floss immer mehr Kapital aus der Realwirtschaft in die deregulierte Finanzindustrie. Hier konnten durch Spekulation wieder überdurchschnittliche Renditen erzielt werden. Auch die großen Konzerne der Realwirtschaft wurden finanzialisiert, d.h. u.a. einem Shareholder-Value-Denken mit der Orientierung auf kurzfristig optimalem Börsenwert unterworfen. Das entzieht der Realwirtschaft bis heute immer mehr Kapital für langfristige Investitionen. Mit sinkenden Investitionen sinkt auch das Wirtschaftswachstum bis heute, wo wir einer permanenten Stagnation entgegen gehen.

 Neoliberale Wende gescheitert?

 An den Ergebnissen für die 99% gemessen sind die Resultate der De-Regulierer sicher katastrophal! Aber aus Sicht derjenigen, die die radikale Veränderung der Gesellschaft seit den 80er Jahren betrieben haben, sind sie extrem erfolgreich: Die 1%, die Reichen, werden weiterhin immer reicher.

 „Uns geht es gut“

 Seit 1993 fallen die Realeinkommen. In den letzten 10 Jahren sind sie im Mittel um 4,2 Prozent gesunken. Bei den unteren 40% der Einkommen betrugen diese Reallohnsenkungen sogar zwischen 13,1 und 23,1 Prozent. Bei den oberen 20% sind die Gehälter im selben Zeitraum gestiegen. In unserem „vorbildlichen“ Deutschland ist also nicht nur eine gewaltige Schere aufgegangen zwischen den Einkommen der Beschäftigten und den reichen Kapitaleignern. Auch innerhalb der Beschäftigten weitet sich der Riss zwischen gut und schlechter Verdienenden. 2014 arbeiteten in privaten Betrieben nur noch 28 Prozent der westdeutschen und 15 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten mit Tarifvertrag und einem Betriebsrat. Selbst in den gewerkschaftlich gut organisierten Betrieben der Automobil-, und Flugzeugindustrie sind nur noch ca. die Hälfte der dort Tätigen Beschäftigte des Unternehmens. Bei den übrigen handelt es sich um prekäre Leiharbeiter, Werk-Verträgler und Arbeiter von Fremdfirmen. Ohne die Möglichkeit, 50% der Beschäftigten jederzeit loswerden zu können, und ihre wesentlich niedrigeren Löhne schaffen auch die Topindustrien nicht mehr die Profitraten, die reiche Kapitalgeber verlangen. Im rasant wachsenden Dienstleistungssektor dominieren immer mehr tariflich ungebundene und wiederholt befristete Arbeit. Und je jünger desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer prekären Beschäftigung. Beruf, Einkommen, Überleben und Prestige – nichts erscheint mehr sicher.

 Diese Entwicklung ist von Menschen gemacht und kein Schicksal! Wir wollen keine marktgerechte Gesellschaft!

 Deshalb rufen wir auf: Helfen Sie mit, dass der FilmDer marktgerechte Mensch zustande kommt, der zeigt, wie Solidarität verloren geht und wir alle Gefahr laufen, in Konkurrenz zueinander zu versinken, während Reiche immer reicher werden.

 Investieren Sie in den Film „Der marktgerechte Mensch“! Helfen Sie mit, ein Stück Ihrer Zukunft zu sichern. 

  •  Mit jeder Spende sind Sie Förderer/in des Filmes. Ab 20 € erhalten Sie von „Gemeingut in BürgerInnenhand“ eine DVD-Kopie mit der Lizenz zur nichtkommerziellen Vorführung
  • Ab 100 € erhalten die FörderInnen die Auszeichnung Goldförderer/in. Auf Wunsch werden Sie im Abspann namentlich genannt.
  • Ab 1.000 € erhalten die FörderInnen die Auszeichnung Nachhaltigkeitsförderer/in. Sie werden als Ehrengast zur Premiere eingeladen.

 Zahlungen bitte auf das Konto: Empfänger: Der marktgerechte Mensch, GLS Bank, IBAN: DE49430609672020346200, BIC: GENODEM1GLS

110.000,00 EURO bis zum 01.07.2017

180.000,00 EURO bis zum 31.12.2018

ist die Filmförderung von unten, die das Fundament des Films errichten soll